«Die Energiestrategie ist viel zu zahm»

Tages Anzeiger, 7. April 2015 

Der ETH-Professor und Unternehmer Anton Gunzinger zeigt in seinem Buch, wie die Schweiz mit Sonne und Wind viel Geld verdienen und die Umwelt schützen kann – und versteht nicht, warum die Wirtschaft nicht vorwärtsmacht.

Mit Anton Gunzinger sprachen Martin Läubli und Stefan Häne.

Ihr Buch «Kraftwerk Schweiz» ist ein Plädoyer für eine erfolgreiche Energiewende. Sie widmen es den nächsten Generationen. Ist das eine Art Auftrag für Sie?

Ja, ich habe einen Auftrag – von meinem Enkel. (lacht) Ich möchte, dass es der Schweiz auch noch in 50, 100 plus Jahren gut geht. Wir müssen unseren ökologischen Fussabdruck verkleinern. Denn wenn alle so konsumieren wie wir, dann bräuchten wir drei bis vier Erden.

Sie sind Elektroingenieur und haben Supercomputer entwickelt. Es gibt Stimmen, die sagen, Sie sollen gefälligst bei den Rechnern bleiben.

Ich war auch selber lange überzeugt, keinen Beitrag zur Energiewende leisten zu können – bis wir begannen, das Stromnetz und die Stromversorgung der Zukunft zu simulieren. Damals ging ich davon aus, dass ein Atomausstieg den Bau von Gaskombikraftwerken nötig macht. Das Resultat der Simulation hat mich überrascht: Es geht ohne. Seither treibt mich um, wie wir eine Zukunft ohne fossile Energien bauen können.

Und Sie machen dabei auch ein gutes Geschäft mit Ihrer Firma.

Keine Frage, meine Firma profitiert von der Energiewende – wie dies auch für viele andere Firmen gilt. Zusammen mit der BKW Energie AG und dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich sind wir daran, das grösste Smartgrid-Projekt der Schweiz zu entwickeln. (Bau intelligenter Netze, um den Strom effizienter zu managen, Anm. der Red.)

Die Energiewende kann also aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Gewinn werden?

Unbedingt. Entweder kaufen wir weiterhin für 12 bis 15 Milliarden Franken pro Jahr Erdöl und Gas im Ausland ein, das macht 240 bis 300 Milliarden in 20 Jahren. Oder wir investieren das Geld in die Energiewende. Es ist sinnvoller, dieses Geld Handwerkern zu geben, die Solarpanels montieren und Häuser sanieren. Ich kann nicht verstehen, warum die Wirtschaft und ihr Dachverband Economiesuisse diesen Fortschritt bremsen.

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